Je nachdem, wo dich deine Reise hinführt, wirst du Tage erleben, an denen dir bereits morgens um 6 Uhr der Schweiss in Strömen runter läuft, die Luft stillzustehen scheint, die Sonne erbarmungslos vom Himmel knallt, deine Klamotten wie eine zweite Haut an dir kleben, du dich einfach nur schlafen legen möchtest und sogar die Moskitos viel träger drauf sind als sonst.
Herzlichen Glückwunsch, du bist in eine Hitzewelle geraten! Oder es ist einfach das ganze Jahr über so heiss hier.
Es war auf meiner ersten richtigen Reise, als ich aus dem vollklimatisierten Minibus ausgestiegen bin, in meiner langen Hose, dem Schal und meinem Hoodie. Ich dachte, ich müsste sterben. Auch das Entledigen der ärgsten Kleidungsstücke nützte nicht viel. Und als ich meinen Koffer (grosser Fehler!) hinter meiner neuen Gastmutter zu meinem neuen Zuhause auf Zeit schleppte, dachte mein vom Jetlag und der Hitze völlig durchweichtes Hirn folgendes: „Ach, wie freue ich mich auf die kühle Wohnung!“
Äh ja. Funktioniert vielleicht hier bei uns, nicht aber in den Tropen. Was ich wenige Minuten später bereits feststellte. Es galt also, andere Strategien gegen die grosse Hitze zu finden.
Leider sind wir Mitteleuropäer uns selten Temperaturen über 30/35° C gewöhnt, da wir einfach eher selten in den Genuss eines richtig heissen Sommers kommen. Oder die Hitze überkommt uns für einen läppischen Tag, an dem wir uns schon irgendwie abzukühlen wissen mit dem zusätzlichen Wissen, dass morgen oder allerspätestens übermorgen der ganze Spuk schon wieder vorbei sein wird.
Doch was tust du unterwegs, wenn dich die grosse Hitze einfach nur erschlägt und es kein sichtbares Ende gibt? Beat the Heat! Schlag zurück! Und zwar mit meinen ultimativen Tipps, wie man so richtig heisse Temperaturen auch als Mitteleuropäer erträgt.
Die richtige Kleidung
Es kann sein, dass du dich sowieso gerade an einem Strandort befindest, dann greifst du natürlich zu Bikini, Shorts und T-Shirt. Bist du aber eher in einer ländlichen Gegend unterwegs, sind die Leute meistens eher konservativ und Shorts nicht so gerne gesehen.
Das Zauberwort heisst deshalb luftige Kleidung! Es gibt überall einheimische Frauen, die auch bei Temperaturen, die gegen die 40° C gehen, in Jeans und manchmal sogar langärmelig rumlaufen. Frag mich nicht, weshalb die keinen Hitzestau erleiden.
Für uns sind deshalb luftige Stoffhosen, leichte Röcke, offene Schuhe und weite T-Shirts die beste Lösung. Auch wenn dein Rock bodenlang ist, bewegt er sich immer etwas beim Gehen und fächelt dir Luft zu. Und wenn du das Glück haben solltest, eine kleine Windböe zu erhaschen, wirst du zum glücklichsten Menschen dieser Erde.
Die richtigen Haare
Wer lange Haare hat und sie nicht abschneiden möchte, fährt am besten, wenn er oder sie sie zu einem strengen Dutt nach hinten bindet. Auch mögliche Fransen sollten unbedingt raus aus dem Gesicht. Wichtig ist, dass du Stirn und Nacken frei hast, das bewirkt schon wahnsinnig viel.
Am allerwohlsten wird man sich wahrscheinlich immer mit einer Kurzhaarfrisur fühlen, aber auch ich habe es noch nicht geschafft, mich von meiner Haarpracht zu trennen.
Das richtige Tempo
Hier kannst du dich einfach an den Einheimischen orientieren: Passe dich ihrem Tempo an. Die wissen nämlich schon, warum sie alles in (für uns gefühlt) Zeitlupe erledigen. Es lohnt sich einfach nicht, bei dieser Hitze auch noch rum zu stressen. Man ist ja sonst schon müde genug.
Deshalb rein mit dem Schlurf-Schlendergang, lass dich nicht stressen, schalte deine Gedanken auf Stand-by-Modus, führe alle Bewegungen höchstens halb so schnell aus wie sonst.
Die richtige Abkühlung I
Wenn du dich in der Nähe des Meeres befindest: Glückwunsch! Du hast sozusagen den Jackpot gezogen. Hier heisst es nämlich einfach, am Morgen Bikini und Pareo einzupacken, los zum Strand, rein ins Wasser, da drin bleiben.
Wenn deine Hände schrumpelig werden, kannst du ja mal versuchen, dich in den Schatten zu legen. Wenn du nach fünf Minuten erneut das Gefühl hast, du müsstest schmelzen, bewegst du dich einfach wieder (langsam, langsam) in Richtung Wasser.
Auch wenn es nicht kühl ist, so ist es doch um Welten besser, in sauberem Meerwasser zu baden als im eigenen Schweiss. Ausserdem hast du hier den Vorteil, dass es in Wassernähe häufig etwas windet. Heisse also die kleine Brise willkommen!
Ach ja, Sonnenschutz ja nicht vergessen! Das Wasser reflektiert das Sonnenlicht, was bedeutet, dass du viel schneller einen Sonnenbrand bekommst. Und das letzte, was du inmitten von tropischer Hitze haben willst, ist eine Haut, die innerlich und äusserlich brennt wie Feuer. Ganz zu schweigen von dem Krebsrisiko.
Die richtige Abkühlung II
Die Verlockung ist gross, sich für ein Zimmer mit Klimaanlage zu entscheiden und den ganzen Tag vom einen klimatisierten Shop zum anderen zu hüpfen. Grosser Fehler! Viel besser ist ein Ventilator im Zimmer, der wenigstens ein bisschen die stehende Luft bewegt und umwälzt.
Wenn du aus einem klimatisierten Raum nach draussen gehst, erschlägt es dich nur viel krasser als sonst. Ausserdem sind die Klimaanalgen in Hotels meistens viel zu kühl eingestellt.
Merke: Wenn es draussen 35° C hat, reicht es völlig, wenn die Klimaanlage auf ca. 28° C eingestellt ist! Allein damit ist der Unterschied unglaublich gross. Aber es gibt immer wieder Leute, die denken, so 21° C Raumtemperatur wie zu Hause müssen doch hier auch richtig sein.
Das macht dich im schlimmsten Fall einfach nur krank. Und krank sein ist schliesslich das Letzte, was du auf deiner Reise willst.
Deshalb: Meide Klimaanlagen, wenn es geht!
Die richtige Verpflegung
Was du so isst und trinkst, hat einen grossen Einfluss darauf, ob dir eher warm ist oder ob du dich angenehm gekühlt fühlst. Im Winter also die scharfe, kochend heisse Suppe, im Sommer das Eis aus der Kühltruhe. Mag bei uns stimmen, aber bei richtig grosser Hitze ist eben alles immer etwas anders und es lohnt sich, unsere Logik mal etwas auf den Kopf zu stellen.
Es ist tatsächlich erwiesen, dass man in sehr heissen Gefilden öfter mal auf warme (nicht heisse!) Getränke zurückgreifen sollte. Warum? Erstens mal geht es vor allem um die Flüssigkeitszufuhr. Bei grosser Hitze schwitzen wir viel und verlieren deshalb viel mehr Flüssigkeit als sonst. Viel trinken ist deshalb sowieso unbedingt nötig.
Zweitens: Wenn wir eisgekühlte Getränke zu uns nehmen, muss der Körper diese zuerst erwärmen. Das heisst, dass uns dabei nur noch heisser wird. Wenn wir aber was Warmes trinken, wirft unser Körper seine hauseigene Kühlung an. Sprich: Wir schwitzen.
Der Trick dabei ist, nur langsam und in kleinen Schlucken zu trinken. So sondert der Körper über längere Zeit immer etwas Schweiss ab und nicht in grossen Schweissausbrüchen.
Der Tee (oder was auch immer) sollte dabei aber nur lauwarm sein, damit der Körper nicht noch zum Arbeiten (das heisst, starke Abkühlung des Getränks) angeregt wird. Nur so ein kleines bisschen.
Die richtige Aktivität
Etwas vom Besten, was du jetzt (neben dem Baden im Meer) tun kannst: Ein Fahrrad mieten. Genau. Der Trick hierbei ist, genau wie bei allen anderen Bewegungen, das richtige Tempo zu finden.
Such dir eine möglichst gerade Strecke und fahr dann in einem Tempo, dass der Fahrtwind ein bisschen kühlt (wenn du geschwitzt hast, wirkt das noch besser), aber dass du dich nicht so sehr anstrengen musst, dass du mehr schwitzt als abkühlst.
Kurz gesagt: In etwa Schritttempo. Das erlaubt es auch, die Umgebung ausführlich zu betrachten und mal einen kurzen Schwatz mit den Locals zu halten. Und wenn du nicht das Glück hast, dich sowieso schon in einer Beachtown zu befinden, kannst du damit vielleicht schnell an den nächsten Strand radeln.
Die richtigen Utensilien
Mein Seidenschlafsack hat mir schon einige Nächte gerettet und ich erwähne ihn in gefühlt jedem Gespräch zu jedem Thema einer Reise mindestens ein Mal. Auch in der Hitze tut er gute Dienste.
Im Gegensatz zu Baumwolle kühlt die Seide nämlich und fühlt sich auch super angenehm an auf der Haut. Damit schlägst du die grosse Hitze ganz einfach in die Flucht. Mal ganz zu schweigen davon, dass dich der Schlafsack vor Betten und Bettwäsche bewahrt, die dir nicht ganz geheuer sind.
Die richtige Schlaftechnik
Du schläfst am liebsten zusammengerollt wie eine kleine Katze? Ich auch. Aber davon solltest du dich nun schleunigst verabschieden. Denn damit wärmst du dich nur selber auf, und genau das wollen wir ja vermeiden.
Zum Einschlafen legst du dich am besten flach auf den Rücken (oder auf den Bauch) und streckst alle Viere von dir wie ein totes Tier. Einfach so, dass du dich nirgends selbst berührst.
Wenn du dein Bett im Zimmer aussuchen kannst, halte dabei unbedingt auch Ausschau nach dem Ventilator. Es kann einerseits sehr angenehm sein, in der Fächel-Bahn dieses Dings sein Nachtlager zu haben.
Du solltest aber auch bedenken, dass du in der Nacht eventuell zu frieren beginnst. Das Non-Plus-Ultra ist deshalb ein Ventilator, den du auf verschiedenen Stufen einstellen und auch ausschalten kannst oder ein Deckenventilator.
Die richtige Erholung
Auch hier gilt wieder: Mach es den Einheimischen gleich. Also halte Siesta, beweg dich nicht zu viel, chille in einer Hängematte, halt dich im Schatten auf, tu gar nichts.
Ich habe wirklich schon ganze Tage damit verbracht, einfach überhaupt gar rein NICHTS zu tun. Und kein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Was bringt dir eine anstrengende Sightseeing-Tour bei 40° C, wenn du nur dabei bist, dir Luft zuzufächeln und dein aufgeweichtes Hirn eh nix mitbekommt?
Also schnapp dir ein Buch oder jemanden zum Quatschen, fläz dich in die nächste Hängematte und mach das Zerschlagen von Moskitos zu deiner Tagesaufgabe.
Ich versuche bei grosser Hitze auch immer, lange Reisen an das nächste Ziel zu vermeiden. Denn man ist einfach sehr müde, sehr langsam, sehr unleistungsfähig und die Geschwindigkeit der Gedanken nähert sich dem Zustand an, der häufig nach einem gerauchten Joint eintritt. Das heisst, du bist auch automatisch viel anfälliger für Leute, die dich reinlegen oder dir gar etwas Böses wollen.
Wenn du nicht nur eine Hitzewelle erwischt hast und es einfach immer so heiss ist, lässt sich das natürlich nicht vermeiden. Aber dann lass dich mit dem nächsten und letzten Punkt trösten:
Die richtige Gewöhnung
Wenn alles nichts hilft und du immer noch schwitzt wie ein Schwein und den ganzen Tag nur schlafen könntest, dann lass dich nicht verunsichern. Vielleicht (und höchstwahrscheinlich) brauchst du einfach eine kleine Gewöhnungsphase. Nach ein paar Tagen und spätestens nach einer Woche fühlt sich alles schon gar nicht mehr so schlimm an.
Und wenn du ganz genau hinschaust, siehst du, dass auch die Einheimischen schwitzen und ihnen die Hitze zu schaffen macht. Vielleicht etwas weniger als dir, aber die Leute leben ja auch schon Jahrzehnte in diesem Klima. Also mach es ihnen gleich, nimm es mit ein bisschen Pura Vida und verlangsame alles um mindestens die Hälfte.
Reicht das, um dich wieder abzukühlen? Was sind deine ultimativen Tipps, um mit ungewohnter Hitze fertig zu werden?
The post Beat the Heat! Wie du mit grosser Hitze fertig wirst appeared first on Soul Traveller.